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Pressemitteilung - 05.10.22
Pressemitteilung zur aktuellen Lage in der Ukraine und zum Stand der Hilfsmaßnahmen
Das Generalkonsulat der Ukraine in Hamburg und der Ukrainische Hilfsstab informieren täglich über die aktuelle Lage in der Ukraine und berichten über Entwicklungen der Hilfsaktionen vor Ort:
I. Aktuelle Situation in der Ukraine
Jeden Tag zerstört Russland vorsätzlich weiter zivile und kritische Infrastruktur. Zum Einsatz kommen nun auch Kamikaze- Drohnen wie zuletzt in Bila Zerkwa. In Mykolajiw, Charkiw und Zaporizhzhia versuchen die russischen Truppen, die Lebensfähigkeit der Städte zu lähmen und sie zu einem hungrigen und kalten Winter zu zwingen.
Ukrainische Strafverfolgungsbeamte haben in dem befreiten Dorf Pisky-Radkiwski in der Region Charkiw eine Folterkammer gefunden. Die russischen Besatzer haben hier ukrainische Zivilisten illegal festgehalten und gefoltert. Ein Beweis der sich einreiht in eine lange Liste schrecklicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seit Beginn des umfassenden Krieges Russlands gegen die Ukraine wurden zudem 239 ukrainische Kinder als vermisst gemeldet und 7.894 deportiert. 418 ukrainische Kinder sind gestorben, 786 Kinder wurden verletzt.
Die Invasion Russlands hat der Ökologie der Ukraine einen Schaden von 35,3 Milliarden Dollar zugefügt. Gegenwärtig sind 5 % der Schutzgebiete von der Zerstörung bedroht. Etwa 2.000 Fälle von Umweltschäden wurden registriert.
Die Verluste der russischen Armee belaufen sich bereits auf über 60.800 Truppen, 2424 Panzer, 5018 gepanzerte Fahrzeuge; 1407 Artilleriesysteme, 266 Flugzeuge; 228 Hubschrauber, 15 Militärboote sowie weitere militärische Einrichtungen.
II. Hilfe für die Ukraine
Am 30. September (bis 05.Okt) fand das größte ukrainische Filmfestival, das Kyiver Internationale Filmfestival „Molodist“ zum ersten Mal in seiner Geschichte außerhalb der Ukraine eröffnet. Debütfilm war „Sniper: White Crow“ von Regisseur Marian Bushan. Der ukrainische Teil des Filmfestivals findet in Hamburg statt. Der internationale Teil findet im Oktober in Kyjiw statt.
Am Montag hatte die Generalkonsulin Dr. Tybinka ein Online-Meeting mit dem Bürgermeister von Mykolajiw, bei dem er die schreckliche humanitäre Situation in der Stadt beschrieb, die während des gesamten Krieges nur 35 Tage lang nicht von russischen Raketen getroffen worden war. Seit April erhält die Stadt kein Trinkwasser, weil Russland die Wasserleitungen aus dem Dnepr bombardiert hat. Durch Lieferung von technischem Equipment konnte Wasserversorgung aus einem anderen Fluss konnte hergestellt werden. Aber das Wasser darin ist salzig, was zu einer schnellen Verschlechterung der Rohre in der ganzen Stadt führt. Mit einsetzendem Frost und der Heizperiode wird das gesamte Wasserversorgungssystem noch stärker unter Salzwasser leiden. Die Stadt braucht dringend Reinigungsgeräte, Feldküchen für warmes Essen für die Bewohner, Generatoren, Maschinen zur Trümmerbeseitigung. Mehr als 200.000 Einwohner bleiben in der Stadt, plus Evakuierte aus Gebieten, in denen Kämpfe stattfinden.
Am Dienstag hatte die Generalkonsulin zudem ein Gespräch mit der Regierung von Charkiw. Die Situation ist äußerst kritisch. Regelmäßige Luftangriffe auf kritische Infrastruktur. Ein Drittel des gesamten Wohnungsbestandes der Stadt wurde zerstört. Die Stadt hat jetzt etwa eine Million Einwohner, dazu Flüchtlinge aus kürzlich befreiten Gebieten, in denen es keine Lebensgrundlage mehr gibt. Die Stadt braucht dringend Hilfe mit Einsatzfahrzeugen, Krankenwagen, Generatoren, Feldküchen – das Generalkonsulat bittet daher weiterhin um Spenden.
Am 08.10.2022 findet ab 11:00 Uhr erneut eine Kundgebung statt. Unter dem Thema “United Together Hamburg – Together Against Dictatorship and Terrorism” organisiert der Ukrainische Hilfsstab gemeinsam mit weitern Organisatoren einen Demomarsch vom Hachmannplatz zum Rathausmarkt, um für weitere Unterstützung für die Ukraine zu werben.
Der ukrainische Rapper Serhij Zhadan wird am Freitag, dem 07. Oktober 2022 um 20 Uhr im Körber-Forum ukrainischen Rap präsentieren und Spenden für die Ukraine sammeln. Der Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan zählt als Symbolfigur zu den meistgefeierten Künstlern der Ukraine.
III. Weitere Geschehnisse und Forderungen
Präsident Zelensky appelliert an den UNSC, jetzt zu handeln, um eine Strahlenkatastrophe zu verhindern. Zelensky sagte, dass jeder auf der Welt jetzt Hunderte von Beispielen dafür nennen kann, wie Russland gegen die internationale Rechtsordnung verstößt und das Völkerrecht zerstört. Putin provoziert ständig Eskalationen und antwortet auf Gesprächsvorschläge mit neuer Brutalität auf dem Schlachtfeld, noch größeren Krisen und Bedrohungen für die Ukraine und die Welt. Beunruhigen sollten auch die jüngsten Worte des Putin- Vertrauten und Tschetschenen-Anführers Ramzan Kadyrov, der Putin den Einsatz von Atomwaffen geringen Umfangs in der Ukraine empfiehlt. Dies beweist erneut, dass die radikalen russischen Offiziere und Anführer vor nichts zurückschrecken.
Russlands Aggression gegen die Ukraine bleibt außerdem die Hauptursache für die weltweite Ernährungsunsicherheit. Selbst während Russlands grundloser Aggression bleibt die Ukraine einer der wichtigsten Garanten für die weltweite Ernährungssicherheit und ein zuverlässiger Getreideexporteur. Auf Initiative des ukrainischen Präsidenten schickt die Ukraine 50.000 Tonnen Weizen als humanitäre Hilfe nach Äthiopien und Somalia. Während Russland seine “Hungerspiele” spielt und Nahrungsmittel zu einer Waffe gegen die schwächsten Länder macht, erfüllt die Ukraine weiterhin ihre Verpflichtung, die Welt zu ernähren. Die ukrainische Regierung ruft alle Staaten, insbesondere diejenigen, die von den Lebensmittelexporten der Ukraine abhängig sind, dazu auf, eine prinzipielle Haltung zur Notwendigkeit der Erhaltung des Getreidekorridors im November und darüber hinaus einzunehmen und den Druck auf Moskau zu erhöhen, um die Getreideinitiative intakt zu halten.