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Pressemitteilung - 09.06.22
Pressemitteilung zur aktuellen Lage in der Ukraine und zum Stand der Hilfsmaßnahmen
Das Generalkonsulat der Ukraine in Hamburg und der Ukrainische Hilfsstab informieren täglich über die aktuelle Lage in der Ukraine und berichten über Entwicklungen der Hilfsaktionen vor Ort:
I. Aktuelle Lage in der Ukraine
Seit Beginn des umfassenden Krieges Russlands gegen die Ukraine haben russische Truppen mehr als 2.600 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, die meisten davon auf zivile Ziele. In nur drei Kriegsmonaten wurden etwa 120.000 Infrastruktureinrichtungen zerstört; darunter Wohnhäuser Kultur-, Sport-, Bürogebäude, Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser. Insgesamt belaufen sich die direkten und indirekten Verluste für die ukrainische Infrastruktur und Wirtschaft auf etwa 600 Milliarden US-Dollar. Durchschnittlich steht heute in der Ukraine etwa 35% der Wirtschaft still. Verschiedenen Schätzungen zufolge liegt die Prognose für einen Rückgang des BIP bei 30-50 %.
Die Situation in den von Russland vorübergehend okkupierten Gebieten ist katastrophal und würdelos. Die Menschen in Melitopol berichten, dass die Besatzer Gefrier- und Industriekühlschränke für die Lagerung der Leichen gefallener russischer Soldaten suchen, da die Fleischfabrik der Stadt voll mit Leichen ist. Die ukrainischen Toten können nicht begraben werden und das Grundwasser der Stadt ist bereits verseucht. In Mariupol haben sich die Besatzer geweigert, die Trümmer der zerstörten Häuser zu beseitigen, in denen wahrscheinlich die Leichen der verstorbenen Einwohner der Stadt liegen. Sie haben beschlossen, die Gebäude sofort abzureißen und die Trümmer zu entsorgen. Hierdurch wird die wahre Anzahl der getöteten Zivilisten von Russland vertuscht. Die medizinische Versorgung der Stadt ist mittlerweile gänzlich zusammengebrochen. In der Stadt fehlen Medikamente und so viele Ärzte, dass die Besatzer verzweifelt damit begonnen haben, Menschen über 80 Jahre zur Rückkehr an den Arbeitsplatz zu “überreden”.
Die gesamten Kampfverluste der russischen Aggressoren in der Ukraine vom 24. Februar bis 09. Juni (Schätzung) belaufen sich bereits auf 31700 Soldaten, 1398 Panzer, 3438 gepanzerte Fahrzeuge, 212 Flugzeuge, 178 Hubschrauber sowie 13 Militärboote.
II. Aktuelles aus dem Hilfsstab
Die Generalkonsulin der Ukraine Frau Dr. Iryna Tybinka eröffnete heute als Schirmherrin den Segeltag für ukrainische Kinder im Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg. Sie dankte den Organisatoren und machte darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, dass besonders die Kinder so herzliche Angebote erfahren können, um ihre teils traumatisierte Flucht aus der von Russland attackierten Heimat zu verarbeiten.
Am gestrigen Tag besuchte die Generalkonsulin Dr. Tybinka zudem die Stadt Braunschweig wo sie sich mit dem Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Dr. Kornblum über die Intensivierung der Hilfe für die Ukraine durch mögliche Zusammenarbeit mit einer ukrainischen Stadt ausgauschte. Zudem wurde darüber gesprochen den Freundschaftsvertrag mit der russischen Stadt Kasan auf Eis zu legen. Dabei wurden viele Beispiele dafür genannt, dass sowohl die Stadtadministration als auch die Bevölkerung der Stadt Kasan den blutigen Krieg des Kremls unterstützt. Ebenfalls fand ein Treffen mit dem Verein „Freie Ukraine“ statt, der erfolgreich Spenden sammelt und damit medizinische Ausrüstung und Arzneimittel kauft und zur Frontlinie transportiert.
In der ARD Audiothek gibt es ab sofort beliebte Limericks des ukrainischen Schriftstellers Iwan Franko, die vor einigen Jahren ein Verlag aus Charkiw erneut herausgebracht hat. Außerdem traditionsreiche Märchen und Sagen für Kinder ab 4 Jahren aus der Ukraine. Die Lesungen auf Deutsch und Ukrainisch sind dazu gedacht, sie gemeinsam beispielsweise in Schulklassen, neu entstandenen Wohngemeinschaften oder Freundeskreisen anzuhören und für unbeschwerte Momente zu sorgen, aber auch Zugang zur jeweils anderen Sprache zu bieten. Gefunden werden kann das Angebot hier.
III. Weitere Mitteilungen und Forderungen
Obwohl Russland der Ukraine an militärischer Ausrüstung und Personal überlegen ist, gelang es den ukrainischen Verteidigern, die Kämpfe in Kyiv, Tschernihiw und Sumy zu gewinnen und im Donbass weiterhin tapfer die Stellung zu halten. Allerdings ist die Situation dort weiterhin sehr schwierig. Präsident Selenskyj betont, dass die Freiheit besser bewaffnet sein muss als die Tyrannei, wenn sie sich durchsetzen will.
Die Ukraine kämpft einen Verteidigungskrieg gegen eine illegale und brutale Invasion mit völkermörderischen Absichten und sollte daher mit allem bewaffnet werden, was sie braucht, um sich verteidigen zu können. Um sich zu verteidigen und ihre Gebiete zurückzuerobern, braucht die Ukraine dringend Mehrfachraketen-Systeme (MLRS) und mehr 155-mm-Artilleriesysteme.
Russland versucht, den Westen zu beeinflussen und die Militärhilfe für die Ukraine zu unterbrechen. Auch die Behauptung, die vom Westen an die Ukraine gelieferten Waffen könnten in die falschen Hände geraten, sind unbegründet. Die Ukraine hat eine gut funktionierende Regierung, die sich vollkommen an alle internationalen Rüstungskontrollregime hält.
Bei seiner Rede vor der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut die Bedeutung harter Sanktionen gegen Russland: „Wir müssen weiterhin alle Druckmittel gegenüber Russland einsetzen, sowohl auf der Ebene der internationalen Organisationen als auch auf der Ebene der Länder, um seine aggressive Politik zu stoppen. Die Welt muss alles beseitigen, was die Zusammenarbeit und die Entwicklung behindert, und die russische Aggression ist das erste Haupthindernis, die erste Hauptbedrohung.“
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