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Pressemitteilung - 16.03.22
Pressemitteilung zur aktuellen Lage in der Ukraine und zum Stand der Hilfsmaßnahmen
Das Generalkonsulat der Ukraine in Hamburg und der Norddeutsch-ukrainische Hilfsstab informieren täglich über die aktuelle Lage in der Ukraine und berichten über Entwicklungen der Hilfsaktionen vor Ort:
I. Aktuelle Lage in Ukraine
Kyjiw bereitet sich auf eine massive Offensive russischer Truppen vor. Seit gestern Abend 20:00 Uhr bis Donnerstagmorgen 07:00 Uhr herrscht in der Hauptstadt eine 35-stündige Ausgangssperre. Auch die Hafenstadt Odesa rückt in das Fadenkreuz der russischen Offensive. 16 Kriegsschiffe befinden sich in Angriffsreichweite der Stadt. Mehrere Menschen wurden aufgrund der Luftangriffe bereits verletzt.
Bisher wurden 21 Krankenhäuser in der Ukraine zerstört. Russlands Soldaten verhaften, nach Angaben des Leiters der regionalen Militäradministration in Donetzk, medizinisches Personal ebenso wie Patienten. Hierdurch wird die medizinische Versorgung, auch der verletzten Zivilisten, gefährdet. Wieder wurden auch Journalisten von Russland getötet. Dies zeigt die russischen Bemühungen, eine freie Berichterstattung über die Gräueltaten des russischen Militärs, zu vertuschen. Die Zahl der getöteten Kinder stieg auf 103. Weitere 100 wurden verletzt.
Russland setzt fort, Söldner aus dem Ausland, besonders aus Syrien anzuheuern, um in der Ukraine zu kämpfen. Damit sollen die Opferzahlen vor der russischen Bevölkerung vertuscht werden.
Die ukrainische Regierung geht davon aus, dass sich die wirtschaftlichen Verluste des Landes, aufgrund der russischen Invasion, auf über 565 Milliarden Dollar belaufen. Allein für dieses Jahr droht ein Einbruch der Wirtschaftsleistung von 35%. Bereits jetzt werden nur noch 50% der ukrainischen Unternehmen betrieben. Laut Schätzungen der UN-Entwicklungsexperten sind, seit Ausbruch des Krieges, 90 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer von Armut bedroht. Aber auch Europa und die ganze Welt sind unmittelbar betroffen. Bricht die Ukraine als „Kornkammer der Welt“ weg, so ist die internationale Lebensmittelversorgung gefährdet und auch die Preise in Europa und Deutschland steigen erheblich.
II. Aktuelles aus dem Hilfsstab
Die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Dr. Iryna Tybinka besuchte gestern die Aufnahmezentren der Stadt Hamburg. Sie konnte sich persönlich davon überzeugen, dass die Hansestadt Hamburg alles in ihrer Macht Stehende versucht, die Verfahren für ukrainische Schutzsuchende zu beschleunigen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Besonders der Erfahrungsaustausch mit anderen Bundesländern und ihren Verfahren kann jedoch noch ausgebaut werden, um die Situation zu verbessern. Sie bedankte sich für den unermüdlichen Einsatz der Hamburgerinnen und Hamburger.
Der „Norddeutsch-ukrainische Hilfsstab“ ändert seinen Namen zu „Ukrainischer Hilfsstab“. Aufgrund der Kooperationen mit nationalen Partnern, wie dem Landwirtschaftsministerium der Bundesrepublik Deutschlands, der Deutschen Telekom AG, der Bahnhofsmission Deutschlands und der ukrainischen Ärztevereinigung Deutschlands e.V. stellt sich unsere Hilfsorganisation nun zunehmend national auf, um Hilfe in ganz Deutschland zu mobilisieren.
Wir arbeiten aktiv an der Überarbeitung unserer Internetseite hilfe-ua.de, um diese übersichtlicher und vollständiger auszugestalten. Diese Arbeiten werden wohl in den folgenden zwei Tagen komplettiert. Bitte sehen Sie uns nach, dass die Angebote aufgrund des erheblichen Aufwands nur Stück für Stück ausgebaut werden können. Wir bündeln und organisieren weiterhin Hilfe für die Ukraine, durch den Transport humanitärer Hilfsgüter, Sammlung von Spenden und Geldern, Organisation von Demonstrationen, sowie die Unterbringung, Beratung und Versorgung von Schutzsuchenden.
III. Forderungen
Nach einer Zählung der Denkfabrik „Centre for Research on Energy and Clean Air“ (Crea) hat die EU seit Kriegsbeginn am 24. Februar bis zum Montag (14.03.) knapp 12 Milliarden Euro für Öl, Kohle und Gas an russische Staatsfirmen überwiesen. Die Europäische Union finanziert damit die Invasion in die Ukraine mit. Das Geld von Europäerinnen und Europäern fließt damit in die Zerstörung der Ukraine und in die Tötung unschuldiger Zivilisten. Daher muss die EU, die Öl- und Gasimporte aus Russland sofort stoppen, um der autokratischen Regierung Russlands das Fundament ihrer Finanzierung zu entziehen.
Russland muss für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit auch völkerrechtlich bestraft werden. Wir fordern ein internationales Tribunal gegen Russland und all seine Verbrechen gegen die ukrainische Bevölkerung.
Die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien reisten nach Kyjiw, um dem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ihre “eindeutige Unterstützung der ganzen EU für die Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine” ausdrücken. Nun darf es nicht bei diesen Worten bleiben. Die Ukraine muss schnellstmöglich Mitglied der Europäischen Union werden, denn sie kämpft nicht nur für ihre territoriale Freiheit, sondern auch für die europäischen Werte. Die letzten Tage zeigen, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer bereit sind für diese Werte zu sterben. Welch größeren Beweis gibt es, dass die Ukraine Mitglied der EU werden sollte.
Jeder Schuss auf die Ukraine, jeder Einschlag einer Bombe auf ukrainische Häuser, ist ein Schlag gegen Russland selbst. Durch den Angriff auf die Ukraine isoliert sich die Russische Föderation und zerstört sich selbst. Der Druck auf Russland muss weiter steigen. Nur so erkennen auch die Menschen im Land selbst, dass es Zeit ist sich gegen die terroristische Regierung Moskaus aufzulehnen.
Aufgrund von Hackerangriffen kann es weiterhin zu Störungen der offiziellen ukrainischen Regierungsseiten und Emails kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
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