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Pressemitteilung - 19.04.22

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POffener Brief an den Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS- Verbrechen sowie die aktuelle Lage

 

I. Offener Brief

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Garbe, 

die standardisierte Einladung von der von Ihnen geleiteten Stiftung zur Internationalen Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge des KZ Neuengamme am 3.Mai 2022, die im Generalkonsulat der Ukraine in Hamburg eintraf, habe ich mit großem Unbehagen und absoluten Unverständnis aufgenommen. 

Das Aktionsprogramm zeigt, dass seine Veranstalter weder Taktgefühl noch Einfühlungsvermögen im Zusammenhang mit dem groß angelegten blutigen Krieg haben, den Russland aktuell gegen die Ukraine führt, mit dem Ziel, die Ukraine als Staat und als Nation zu vernichten. Ich bin zudem davon überzeugt, dass sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stiftung sehr wohl bewusst sind, wie eng die aktuellen Verbrechen der Russischen Föderation mit der Geschichte der Vergangenheit verwoben sind. Die russische Ideologie hat es geschafft, diese so zu verzerren, dass sogar unmenschliche Folterungen und brutale Morde an friedlichen Ukrainern von russischen Bürgern unter der Devise der Entnazifizierung des ukrainischen Volkes begangen werden. 

Wie sonst ist es zu erklären, dass trotz der Verluste und Gräueltaten, die die Ukraine während des Zweiten Weltkriegs erlitten hat und auch heute noch unter einem anderen, aber sehr ähnlichen totalitären Regime erleidet, bei Ihrer Veranstaltung auf einen unbenannten “Beitrag” reduziert wurde. 

Die Veranstalter sind noch weitergegangen. Sie wollen neben der unbenannten Stimme aus der ukrainischen Zivilgesellschaft noch eine Stimme aus der s.g. russischen Zivilgesellschaft sprechen lassen. Handelt es sich hier um die Gesellschaft, welche in der letzten unabhängigen Befragung zu 81 % Freude, Stolz und Zufriedenheit über Putins Politik gegenüber der Ukraine empfanden? Und deren Vertreter ukrainische Kinder und Frauen mit besonderem Vergnügen vergewaltigen, foltern und töten? 

Ist dies nur ein weiterer naiver Versuch, Ukrainern mit ihren Mördern im Namen der Völkerverständigung zu versöhnen? In diesem Fall würde ich Ihnen vorschlagen, Frau Helga Melmed, die Überlebende des KZ Neuengamme, die ebenfalls eine Rede halten sollte, danach zu fragen, ob sie bereit gewesen wäre während des Zweiten Weltkriegs, als ihr Volk vernichtet wurde, mit einem Vertreter der deutschen Nationalsozialisten zusammen aufzutreten. 

Ich bin überzeugt, dass auch sie in diesem Fall erklären würde, dass die Versöhnung ein sehr langer Prozess ist. Und ihm müssen mindestens drei obligatorische Phasen vorausgehen: eine tiefe Reue, eine aufrichtige Entschuldigung und ein Zeugnis des  Wunsches, durch echte Erlösungstaten Vergebung zu erhalten. Und vor allem muss der Krieg enden. 

Bei so einem “durchdachten” Ansatz für die Organisation der Veranstaltung begrüße ich dennoch, die von den Veranstaltern nach der Versendung der Einladungen getroffene Entscheidung, die offiziellen Vertreter des Aggressor- und Mörderstaates sowie seines Komplizenstaates auszuladen. Gleichzeitig würde ich nicht verstehen, sollte es bei der Kranzniederlegung einen Kranz mit einem Band der russischen Trikolore geben – einem Symbol, unter dem russische Soldaten Mord, Vergewaltigungen und Folter an meinen Landsleuten begehen, ukrainische Städte plündern und zerstören. 

Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass es 77 Jahre nach der Auflösung des  Konzentrationslagers Neuengamme immer noch keine Gedenktafel an der KZ- Gedenkstätte gibt, die an die unschuldigen Opfer der Ukrainerinnen und Ukrainer  erinnert, die die zahlreichste Häftlingsgruppe in den Konzentrationslagern waren, welche unter die Gruppe sowjetischer Häftlinge fielen, oder wie sie in der Erinnerungskultur einiger deutscher Organisationen genannt werden, „Russen“. Trotz zahlreicher Appelle von ukrainischer Seite werden die Ukrainer bisher gezwungen, Blumen zur Gedenktafel mit der Aufschrift „UdSSR“ (CCCP) niederzulegen, d.h. für ein weiteres Regime, das das ukrainische Volk gefoltert und getötet hat. 

Ich hoffe sehr, dass der Vernichtungskrieg Russlands gegen mein freiheitsliebendes Volk für die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen ein ausreichender Beweis und ein Argument dafür sein wird, dass die Ukrainer nie ein Teil der so genannten “russischen Welt” waren und sind, welche sich als „stolzer“ Erbe der Grauen der Sowjetischen Union ansieht. 

Etwa 8 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, die während des Zweiten Weltkriegs getötet worden, und 2,5 Millionen Zwangsarbeiter aus der Ukraine haben sich längst das Recht verdient, dass in Neuengamme ein eigenes Gedenkzeichen für ihre Opfer errichtet wird. 

Aufgrund der oben genannten Gründe muss ich die Einladung zur Gedenkveranstaltung am 3. Mai ablehnen und empfinde es als äußerst wichtig, mein Schreiben an Sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Man darf nicht erlauben, dass das Gedenken an alle im Zweiten Weltkrieg gefallenen Ukrainerinnen und Ukrainer und Opfer anderer Nationen, sowie die Würdigung der Opfer des heutigen totalitären russischen Regimes durch Verharmlosung beschmutzt wird.

 Mit freundlichen Grüßen, Dr. Iryna Tybinka.

II. Aktuelle Lage in der Ukraine

Täglich sterben weiter Menschen durch die Luftangriffe auf die ukrainischen Städte, wie Mariupol und Charkiw. In Mariupol plündern russische Soldaten die Häuser von den Überlebenden, Zivilisten werden verstümmelt, vergewaltigt und getötet. 

Der ukrainische Präsident sprach gestern in einer Videobotschaft von der „Schlacht um den Donbass“, welche begonnen hat, da die russische Armee ihre schreckliche Offensive ausgeweitete. In der Region Luhansk sind dabei erneut bereits mehrere hunderte Zivilisten ums Leben gekommen. Um sich zu schützen braucht die Ukraine dringend weitere Waffen. 

Nach Angaben der UNICEF Ukraine haben 4,6 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer keine regelmäßige Wasserversorgung.

III. Forderung weiterer Maßnahmen

Zudem machen wir auf die geplante Demonstration am 23.04. ab 13 Uhr vom Rathausmarkt zum Generalkonsulat der Ukraine aufmerksam.

 

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